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Coronakrise in Vietnam - Kein Zurück zur Null-Infektionen-Politik

Die bislang in Vietnam so erfolgreiche Corona-Strategie mit einer Null-Infektionen-Politik ist angesichts der hochansteckenden Delta-Variante und einem dramatischen Anstieg der Infektionszahlen nicht mehr geeignet, das Infektionsgeschehen zu mildern. Die Regierung reagiert mit harten Lockdowns, Einschränkungen und Versammlungsverboten, die auch Prüfungen beinhalten. Vietnamesische Studierende können daher oft keinen Sprachnachweis Deutsch für eine Studienbewerbung in Deutschland vorlegen. Bis auf Weiteres kann zudem das deutsche Generalkonsulat in Ho-Chi-Minh-Stadt, dem Zentrum der vierten Welle, keine Visa ausstellen.

Vietnam galt bislang als ein Vorzeigeland in der Eindämmung des Corona-Virus. Bis Ende April hatten sich seit Pandemie-Beginn gerade einmal knapp 4.000 Menschen infiziert, und es gab bis dato nur 35 Corona-Todesfälle. Das hat sich seit dem Ausbruch der vierten Corona-Welle und der Verbreitung der hochansteckenden Delta-Variante Ende April dramatisch geändert: Inzwischen zählt das Land rund 284.000 Krankheitsfälle, und über 6.100 Menschen sind an den Folgen einer Corona-Erkrankung gestorben. Täglich kommen im Durchschnitt zwischen 8.000 und 10.000 neue Infektionsfälle hinzu. Vor allem im Süden Vietnams haben die Krankenhäuser nun ihre Auslastungsgrenzen überschritten, und vielerorts fehlen Intensivbetten, Beatmungsgeräte und Blutspenden und auch das notwendige ausgebildete medizinische Fachpersonal.

Im Gegensatz zu den vorigen kleineren Wellen hat sich das Virus nun im ganzen Land, in 62 der 63 Provinzen, verbreitet. Das Epizentrum liegt dabei in Ho-Chi-Minh-Stadt mit deutlich mehr als der Hälfte aller Infektionen sowie in den angrenzenden Provinzen Binh Duong (Sitz der Vietnamesisch-Deutschen Universität), Dong Nai und Long An. Im Zentrum und Norden Vietnams sind die Infektionszahlen hingegen noch moderat, gleichwohl ist auch beispielweise in Vietnams drittgrößter Stadt Da Nang am 15. August eine totale Ausgangssperre von mindestens einer Woche verhängt worden. Die Hauptstadt Hanoi zählt bisher knapp 2.500 Fälle, sehr wenig im Vergleich zu den 152.000 Fällen in Ho-Chi-Minh-Stadt.

Dennoch wurde auch über Hanoi am 24. Juli ein Lockdown als Sicherheitsmaßnahme verhängt, der bis heute und wohl noch für einige Zeit anhalten wird. Statt des üblichen hektischen Verkehrs sind die Straßen in Hanoi nun weitgehend ruhig und verwaist. Die Konsequenzen dieser “Ruhe” sind allerdings für viele Menschen verheerend, denn sie können nicht mehr zur Arbeit fahren und haben oft kein Einkommen mehr. Das gilt verstärkt für Ho-Chi-Minh-Stadt, wo seit 9. Juli ein strenger Lockdown gilt, inzwischen sogar unter verschärften Bedingungen mit einer nächtlichen Ausgangssperre von 18 Uhr bis 6 Uhr sowie mit Einkaufskarten, mit denen man nur noch zweimal die Woche zu festgelegten Zeiten einkaufen darf. Sonst dürfen Häuser und Wohnungen nur in medizinischen Notfällen verlassen werden. Dieser Lockdown wurde bis 15. September verlängert. Auch in Hanoi wurde mit der Verteilung solcher Einkaufskarten begonnen. In vielen weiteren Provinzen vor allem im Süden des Landes wurde ebenfalls ein Lockdown verhängt.

Ein Grund für diesen überaus deutlichen Anstieg der Infektionszahlen, den man in ganz Südostasien beobachten kann, liegt in der viel zu spät gestarteten Impfung der Bevölkerung: Erst am 10. Juli, mitten in der vierten Welle, gab die vietnamesische Regierung den offiziellen Startschuss für eine umfassende Impfkampagne. Seitdem bemüht sie sich intensiv um die Beschaffung von Impfstoff, bittet viele Länder um Spenden (Deutschland ist aktuell mit 2.2 Millionen Dosen der weltweit zweitgrößte Geber) und verhandelt mit Herstellern über den Ankauf, den man in der Hoffnung auf einen eigenen Impfstoff lange vermeiden wollte: Denn noch in diesem Jahr soll der von DAAD-Alumnus Dr. Do Minh Si entwickelte Impfstoff Nanocovax auf den Markt kommen. Inzwischen sind ca. 19 Mio. Impfdosen (AstraZeneca, Biontech/Pfizer, Moderna, Sinopharm) in Vietnam eingetroffen, und 14 Millionen Menschen wurden bisher geimpft. Gerade einmal 13,5 Prozent der Bevölkerung sind einmal und nur 1 Prozent voll geimpft.

Generell gilt weiterhin eine Einreisesperre für Ausländerinnen und Ausländer, von der nur in Ausnahmefällen abgewichen werden kann (z.B. diplomatisches Personal, Expertinnen und Experten). Diese strikten Einreisebeschränkungen sind sogar noch verschärft worden: Derzeit gilt für Einreisende eine kostenpflichtige Quarantäne von zwei Wochen in einem Quarantäne-Hotel oder einem Lager, dazu noch einmal zwei Wochen zu Hause oder in einem anderen Hotel. Für Vollgeimpfte mit den entsprechenden Nachweisen ist diese Quarantäne-Pflicht aber vor kurzem halbiert worden. Es ist davon auszugehen, dass die strikten Einreisebeschränkungen bis auf weiteres, mindestens bis Ende des Jahres, sehr wahrscheinlich aber darüber hinaus, gelten werden.

Die Hochschulen, die momentan noch ihre vorlesungsfreie Zeit haben, rechnen mit einem kompletten Online-Semester. Der Semesterstart wurde auch wegen der verspätet durchgeführten Oberstufenabschlussprüfung, die maßgebend für den Hochschulzugang ist, an den meisten Hochschulen auf die zweite Septemberhälfte verschoben.

Für deutsche Hochschulen wichtig zu wissen ist, dass die Goethe-Institute in Hanoi seit 13. Juli und in Ho-Chi-Minh-Stadt sogar schon seit 7. Mai keine Sprachprüfungen Deutsch mehr durchführen können, und auch TestDaF/TestAS-Prüfungen können nicht abgelegt werden. Damit werden viele vietnamesische Studierende, die ein Studium in Deutschland anstreben, keine adäquaten Zulassungsdokumente vorlegen können. Ebenso kann das deutsche Generalkonsulat in Ho-Chi-Minh-Stadt bis auf weiteres, d.h. bis zur Rücknahme der strikten Einschränkungen, keine Visa mehr ausstellen. Es ist nicht abzusehen, wann dies und die Durchführung von Prüfungen wieder möglich sein werden. Das kann zu einem deutlichen Rückgang vietnamesischer Bewerbungen an deutschen Hochschulen vor allem für grundständige deutschsprachige Studiengänge führen. Grundsätzlich ist ferner davon auszugehen, dass es deshalb bei vielen vietnamesischen Studierenden auch zu Verzögerungen bei der Einreise nach Deutschland und der Aufnahme des Studiums kommen wird.

Die bisher so erfolgreiche und konsequente Eindämmungsstrategie in Vietnam funktioniert angesichts der hochansteckenden Delta-Variante nicht mehr, zudem haben die Behörden in Ho-Chi-Minh-Stadt zu spät und zu zögerlich auf die vierte Welle reagiert, mit schwerwiegenden Folgen für das ganze Land. Ein Zurück zur bislang verfolgten Null-Infektionen-Politik ist nicht mehr möglich, auch Vietnam wird nun lernen müssen, mit dem Corona-Virus zu leben. Einreise und Aufenthalte deutscher Hochschulvertreterinnen und -vertreter in Vietnam werden auch weiterhin, bis deutlich in das Jahr 2022 hinein, nur unter sehr erschwerten Bedingungen möglich sein, wenn überhaupt. (Aktuelle Zahlen mit Stand 16. August)

(Stefan Hase-Bergen, 17. August 2021)

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