Vietnam – der sichere Corona-Hafen
In den deutschen Medien wird nur wenig darüber berichtet, wie außergewöhnlich gut Vietnam die Corona-Pandemie bisher bewältigt. Seit Beginn der Pandemie zählt das Land 1.410 Corona-Fälle und hat bisher nur 35 Todesfälle durch den Virus zu beklagen. In den letzten vier Monaten gab es außerdem nur vier Infektionen durch Ansteckungen im Land. Die anderen an Corona Erkrankten sind aus dem Ausland zurückkehrende Vietnames*innen, die aber bei ihrer Ankunft und einem entsprechenden positiven Test sofort in einem Krankenhaus isoliert werden. Alle anderen Rückkehrenden müssen zwingend in eine 14-tägige Quarantäne.
Vietnam verfolgt eine konsequente “Null-Infektionen-Politik”, mit einer hohen Anzahl an Tests, mit einer sofortigen Nachverfolgung aller Kontakte von Erkrankten und der entsprechenden Isolation von mit Erkrankten in Kontakt stehenden sowie mit einer sehr transparenten Kommunikation. Diese Politik ist sehr erfolgreich und wird vor allem von der Bevölkerung anstandslos mitgetragen.
Die Folge ist, dass man sich im Land frei bewegen kann, dass Veranstaltungen mit physischer Teilnahme durchgeführt werden können, dass Schulen geöffnet sind und zum Beispiel unsere drei Töchter ganz normal zur Schule gehen können, und dass auch der Hochschulbetrieb normal in Präsenzunterricht stattfinden kann. Das Leben verläuft in Vietnam weitestgehend ohne Einschränkungen, sieht man einmal davon ab, dass man in der Öffentlichkeit als Vorsichtsmaßnahme weiterhin Gesichtsmasken tragen soll.
Die Voraussetzung für diesen Erfolg sind strikte Einreisebeschränkungen nach Vietnam. Abgesehen davon, dass es nur wenige Flüge nach Vietnam gibt, werden auch nur in absoluten Ausnahmefällen Einreisevisa erteilt, wobei mit einer Einreise zwingend eine 14-tägige Quarantäne verbunden ist.
Von der Bevölkerung wird Vietnam als sicherer Hafen in einer unsicheren Corona-Welt gesehen. So organisiert die vietnamesische Regierung weiterhin Rückholflüge, um Landsleute aus aller Welt zurückzufliegen. Die Eltern vietnamesischer Studierender sorgen sich um ihre Kinder insbesondere in den USA und in Europa, wo der Virus außer Kontrolle geraten ist, und drängen auf eine Heimkehr. Das hat auch gravierende Folgen auf die internationale Mobilität vietnamesischer Studierender:
Aus einer Umfrage der DAAD-Außenstelle Hanoi bei den 25 deutschen Hochschulen mit den meisten vietnamesischen Studierenden ergab sich für das Jahr 2020 im Vergleich zum Vorjahr folgendes Ergebnis: Die Zahl der Bewerbungen von Vietnames*innen ging um knapp 24 Prozent zurück, und die Zahl der vietnamesischen Neueinschreibungen reduzierte sich sogar um knapp 33 Prozent!
Während laut einer DAAD-Schnellumfrage bei den deutschen Hochschulen die Zahl der Neueinschreibungen ausländischer Studierender nur wenig, um ein Prozent, zurückgegangen ist (vgl. Mehr internationale Studierende, weniger internationale Studienanfänger – DAAD), hat die Zahl vietnamesischer Bewerbungen und Neueinschreibungen deutlich abgenommen.
Auch wenn man die Zahlen vorsichtig betrachten muss (nur zwölf Hochschulen konnten Angaben zu den Bewerberzahlen und nur 15 zu den Neueinschreibungen im Vergleich zum Vorjahr machen; drei Hochschulen haben gar nicht geantwortet), zeigt sich doch der Trend, dass in diesem Jahr weniger vietnamesische Studierende ins Ausland und nach Deutschland gingen und statt dessen im sicheren Vietnam blieben.
Um dennoch ein Studium mit internationalen und deutschen Inhalten zu beginnen, zeigen sich internationale Studienangebote in Vietnam als eine gute Alternative: So ist die Zahl der Neueinschreibungen für Bachelor-Studiengänge an der Vietnamesisch-Deutschen Universität (VGU) bei Saigon um 7,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen.
Das Interesse an einem Auslandsstudium und insbesondere auch am Studium in Deutschland ist in Vietnam aber ungebrochen. Daher können wir erwarten, dass sich im kommenden Jahr wieder deutlich mehr junge Vietnames*innen für ein Studium in an deutschen Hochschulen bewerben werden – vorausgesetzt, Deutschland bekommt die Corona-Lage wieder besser in den Griff, und die Eltern brauchen sich um ihre Kinder deshalb keine Sorgen zu machen.
Darauf hoffen wir alle!
Wir wünschen Ihnen frohe Festtage und einen guten Rutsch in ein hoffentlich normaleres Jahr 2021!
(Stefan Hase-Bergen, 21. Dezember 2020)