Deutschland und Vietnam vereint im Kampf gegen COVID-19
Die sich rapide ausbreitende COVID-19 Pandemie zeigt deutlich, dass Infektionskrankheiten zu den größten Bedrohungen der globalen Gesundheit und des gesellschaftlichen Lebens gehören. Die Forschung und internationale Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Infektionskrankheiten ist deshalb von herausragender Bedeutung.
Deutschland und Vietnam haben ein Beispiel für eine erfolgreiche Zusammenarbeit im vereinten Kampf gegen die Viruserkrankung COVID-19 gegeben: Am 1. April startete die Universität Tübingen im Verbund mit den Universitäten Hamburg und Stuttgart eine klinische Studie für den Test eines Medikaments gegen das Corona-Virus. Zur Durchführung der Studie sind Abstrichröhrchen notwendig, die gegenwärtig in Deutschland nicht in ausreichender Zahl erhältlich sind. Das Vietnamesisch-Deutsche Zentrum für Medizinische Forschung (VG-CARE) in Hanoi hat für diese wichtige Studie 6.000 Röhrchen zur Verfügung gestellt. Der VG-CARE-Mitarbeiter Dr. Bui Van Long brachte die Röhrchen in einer kurzfristig organisierten Aktion am 30. März von Hanoi nach Tübingen. Die Deutsche Botschaft Hanoi, weitere Bundesbehörden und der DAAD unterstützten seine Reise und den Transport der dringend benötigten Materialien. Forschungseinrichtungen, Wissenschaftler und die Regierungen beider Länder kooperierten hierbei in beispielhafter Weise.
Das am Militärkrankenhaus 108 in Hanoi angesiedelte Zentrum VG-CARE befasst sich mit klinischer Forschung zu bakteriellen, viralen und parasitären Infektionen (Virushepatitis, virale/bakterielle Meningitis/Enzephalitis, Dengue-Fieber, Malaria, Atemwegs- und Durchfallerkrankungen).
Das Institut für Tropenmedizin der Eberhard-Karls-Universität in Tübingen und das Militärkrankenhaus 108 kooperieren seit mehr als 20 Jahren in diesem Bereich. Auf der Grundlage der langjährigen Zusammenarbeit gossen sie im Januar 2018 VG-CARE in die Rechtsform einer unabhängigen, gemeinnützigen Einrichtung. Der DAAD fördert die Zusammenarbeit beider Partner seit 2015 durch sein Programm “Partnerschaften für den Gesundheitssektor in Entwicklungsländern” (PAGEL) aus Mitteln des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ). Diese Förderung bildet eine wesentliche Grundlage für den Aufbau und die Entwicklung von VG-CARE.
Vietnam mit seinen etwa 96 Millionen Einwohnern in tropischem Klima ist ein Hotspot für zahlreiche Infektionskrankheiten. Mit Unterstützung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) wurde im Rahmen von VG-CARE das Vietnamesisch-Deutsche Exzellenzzentrum (VG-EXCEL) als Zentrum für klinische Forschung im Bereich von Infektionskrankheiten in Vietnam und der ASEAN-Region etabliert. Das Zentrum wird zu einer zentralen Plattform für klinische Studien verschiedener deutscher und vietnamesischer, aber auch internationaler Institutionen ausgebaut. Gefördert neben dem DAAD durch das BMBF, die Universität Tübingen, das Militärkrankenhaus 108, die National Foundation for Science and Technology Development (NAFOSTED) und das Vietnamesische Ministerium für Wissenschaft und Technology (MoST) führt es verschiedene Forschungsprojekte durch.
Treibende Kräfte der Zusammenarbeit sind auf deutscher Seite Prof. Dr. Thirumalaisamy P. Velavan (Gruppenleiter am Institut für Tropenmedizin und deutscher VG-CARE-Direktor) sowie auf vietnamesischer Seite DAAD-Alumnus Dr. Le Huu Song (stellvertretender Direktor des Militärkrankenhauses 108 und vietnamesischer VG-CARE-Direktor). Beide verfolgen das Ziel, den Internationalisierungsprozess in Wissenschaft und Forschung durch globale Vernetzung nachhaltig zu gestalten.
Wie wichtig eine solche internationale Zusammenarbeit ist, hat die spontane und von beiden Ländern unterstützte Aktion des Transports der 6.000 Abstrichröhrchen gezeigt.
(Stefan Hase-Bergen, 03. April 2020)