Im internationalen Vergleich auf Augenhöhe: Die Ton Duc Thang-Universität in Ho Chi Minh-Stadt
Benannt nach dem ersten Staatspräsidenten des vereinigten Vietnams und 1997 gegründet als Privatuniversität zeigt die nunmehr öffentliche Ton Duc Thang-Universität in den vergangenen 23 Jahren eine beachtliche Entwicklung, jüngst bestätigt durch den Aufstieg in die Gruppe der weltweit besten 800 Universitäten im Academic Ranking for World Universities (ARWU), dem sogenannten “Shanghai-Ranking”. Damit nimmt sie als einzige vietnamesische Universität einen dieser Spitzenplätze ein, in einer Gruppe mit bedeutenden europäischen Universitäten.
Blickt man auf die Leistungsfelder der Universität, so zeigt das akademische Angebot eine international ausgerichtete Studienarchitektur: englischsprachige Ph.D.-Programme, darunter manche mit tschechischen Universitäten, in den Ingenieurwissenschaften und in der Informatik, 18 Masterprogramme, die teilweise auf Englisch unterrichtet werden, Postdoc fellowships sowie 40 Bachelorprogramme mit internationaler Orientierung bieten über 20.000 Studierenden einen interessanten akademischen Werdegang. Davon profitierten in den letzten Jahren auch fast 4.000 internationale Studierende, meist aus der Region Südostasien, aber auch aus Europa und Nordamerika. Deutsche Hochschulen und Studierende sind hier allerdings noch kaum vertreten.
Auch in der Forschung spielt die Ton Duc Thang-Universität im Vergleich zu manch anderen vietnamesischen Hochschulen eine bemerkenswerte Rolle: 67 Forschergruppen mit fast 5.000 Veröffentlichungen in ISI/SCOPUS-Periodika und sieben angemeldeten Patenten in den Vereinigten Staaten (https://science.tdtu.edu.vn/en/Research-outcomes; https://science.tdtu.edu.vn/en/outcomes/Scientific-Publications) zeigen neben einer auch international ausgerichteten Rekrutierungspolitik für das akademische Personal – 200 ausländische Experten forschen und unterrichten hier – eine außergewöhnliche Prägung. Hervorzuheben ist hierbei auch die Mitgliedschaft im University Consortium International (http://ucinternational.org) mit europäischen Universitäten sowie Hochschulen aus Korea und Taiwan.
Schon früh nahm die TDT dabei die Herausforderungen einer institutionellen Autonomie wahr und stellte sich ihnen: Finanziell weitestgehend unabhängig vom Ministry of Education and Training und anderen Trägern strebt sie eine enge Zusammenarbeit mit der Industrie an, erhebt im Vergleich zu anderen staatlichen Universitäten hohe Studiengebühren, legt diese aber auch auf die Besoldung des wissenschaftlichen Personals um und kann sie so besser als im Durchschnitt bezahlen. Zudem verwendet der Hochschulrat eigenständig Zuwendungen aus dem Staatshaushalt, um in Projekte für die Ausbildung, die wissenschaftliche Forschung und den Technologietransfer zu investieren.
Ferner wurde sie neben der turnusmäßigen nationalen Akkreditierung 2019 im UI Green Metric World University Rankings (UI Green Metric) mit den Analysekriterien Nachhaltigkeit, Umwelt und Natur auf Platz 156 von 780 Universitäten eingeordnet. Dass dabei die Kriterien einer umweltfreundlichen Infrastruktur, einer sauberen Klimabilanz sowie eines nachhaltigen Entsorgungsmanagements zu einer angenehmen Studien- und Campusatmosphäre beitragen, ist ein weiterer positiver Befund.
All dies blieb auch den teilnehmenden Vertreterinnen und Vertretern deutscher Hochschulen für Angewandte Wissenschaften (HAW) an der vom DAAD organisierten Fact Finding Mission im Dezember 2019 nicht verborgen – die Ton Duc Thang war unten den Universitäten in der südvietnamesischen Metropole Ho Chi Minh-Stadt ein begehrter Gesprächspartner, wenn es um Studierenden- und Lehrendenaustausch sowie das Design gemeinsamer Studienprogramme ging.
Fazit: Die Ton Duc-Thang-Universität zeigt sich als dynamische und international ausgerichtete Hochschule, deren Management kompetent und innovativ den Herausforderungen in der vietnamesischen Hochschullandschaft begegnet. Dabei ist sie noch lange nicht zufrieden mit dem Erreichten: in den kommenden drei Jahren ist das Ziel, in die Gruppe der 500 besten Universitäten weltweit aufzusteigen – für deutsche Hochschulen also zweifellos ein ehrgeiziger und gleichwertiger Partner, mit dem zu kooperieren lohnenswert scheint.
(Dr. Berndt Tilp, 26. August 2020)